Sonntag, 1. März 2015

Referendare - ein Leidensbericht


In meinem letzten Post bekamt ihr relativ unkommentiert die Ergüsse meines Deutschlehrers zu lesen (KLICK -zum Nachlesen) . Solche Ausbrüche sind in seinem Unterricht absolut kein Einzelfall, auch wenn sie selten so heftig, sind, dass sie mir noch Monate später im Gedächtnis bleiben. Es ist natürlich klar, dass Herr XY unter gewaltigem Berufsfrust und Resignation leidet - ein Phänomen, dass uns Schülern erschreckend oft begegnet. 
Wir müssen uns mit immer mehr inkompetenten , frustrierten Lehrern herumschlagen. Daher ist Herr XY´s Verhalten nicht sooo außergewöhnlich. Hinzu kommen noch die Horden an Referendaren, die völlig ohne Aufsicht oder Kontrolle auf uns losgelassen werden. 

Letztes Jahr unterrichtete uns ein wirklich grottenschlechter Lateinreferendar. (zusätzlich zu der alptraumhaften Englischreferendarin, dem ängstlichen Politikreferendar und der noch schlimmeren Kurzzeitreferendarin die wir zusätzlich in Latein hatten. Sie war so schrecklich, dass wir uns plötzlich in der völlig unvorstellbaren Situation befanden, uns unseren Langzeit-Referendar zurück zu wünschen.)  Schon nach kurzer Zeit war unserer Klasse klar, dass unser neuer Lehrer in Ausbildung absolut inkompetent war. Wir beschwerten uns bei unserem ehemaligen Lateinlehrer:  

Ich + meine Freundin:

 "Herr Soundso; Herr BlaBlaBla den wir als Referendar in Latein haben - Wir haben einfach das Gefühl, dass er ein schlechter Lehrer ist und uns überhaupt nichts beibringt und wir haben Angst, dass wir nichts lernen und Latein dann in der Kursstufe nicht wählen können." (haben wir dann trotzdem gemacht – obwohl wir erstmal ganz schöne Lücken auffüllen mussten) 

Herr Soundso:

"Ja das kann schon sein. Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich so. Aber da kann ich jetzt natürlich auch nichts machen. Ich kann höchstens versuchen ihn mal darauf anzusprechen." 

Das wirklich kranke an der Situation ist aber, dass er es mit 4,0 nur mit ach und krach durch die Lehrprobe schaffte. Er sagte uns selbst, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ihn irgendeine Schule mit solch einer Note einstellt, da freie Lehrerstellen natürlich an den Referendar mit der besten Note vergeben werden. ALSO: Nur nochmal zum Realisieren: Ein Referendar, der so schlecht ist, dass ihn keine Schule als Lehrer einstellen würde, wird trotzdem erstmal ein Jahr ohne jegliche Kontrolle auf eine 10. Klasse losgelassen!!!!!!! 

Falls diese Situation ein Einzelfall gewesen wäre, würde ich mich vielleicht nicht so ärgern. Aber besonders in den letzten drei Jahren hatte ich so viele Referendare, die alle dauerhaft unterrichtet haben - und sie alle waren wirklich traurige Jammergestalten. Inkompetent, ängstlich, unsicher und um das auszugleichen meistens noch ziemlich aggressiv. Irgendwann ist es einfach genug. 

Ab einem gewissen Punkt hat selbst der desinteressiertestes Letzebankschläfer die Nase voll. Will heißen: Wir beschwerten uns alle bei unserer Klassenlehrerin. Sie zeigte viel Verständnis und meinte, sie fände es auch unmöglich wie viele Referendare auf uns losgelassen werden. Ändern konnte sie an der Situation natürlich trotzdem nichts. Angelblich liegt es daran, dass Referendare eine Oberstufenklasse unterrichten müssen, in den abiturrelevanten Jahren der Kursstufe aber nicht zugelassen sind. Da bleibt halt nur noch die zehnte Klasse.

Leider wurde jede Hoffnung auf eine Referendarfreie Kursstufe zerstört. Letztens hat unser Mathelehrer in den entscheidenden zwei Wochen vor der Klausur (so heißen Klassenarbeiten in der Kursstufe) eine wirklich ganz schreckliche Frau auf uns losgelassen. Ich sage nur so viel: Sie war eines dieser ängstlich, überfordert-aggressiven Exemplaren, die von uns Schülern wegen ihrem labilen, unkalkulierbaren Verhalten besonders gefürchtet werden. Verstanden haben wir bei ihr natürlich auch nichts, und die Arbeit mit einem Schnitt von 4,8 Punkten (entspricht der Note 4 - ) kollektiv in den Sand gesetzt. 

Als Schüler weiß man spätestens beim dritten oder vierten Exemplar dieser Sorte, dass Winderstand zwecklos ist. Alles was gegen den völlig resignierten und verzweifelten Nervenzusammenbruch hilft ist abschalten und verdrängen. 

Wenn all das irgendwann nicht mehr hilft und dein gesamter Freundeskreis schon genauso abgestumpft und genervt ist wie du selbst und deine Eltern die endlosen immer gleichen Geschichten von schlechtem Unterricht, völlig irrwitzig gestalteten Klassenarbeiten und pädagogischer Überforderung nicht mehr hören können, dann kann man es auch aufschreiben und ins Internet stellen.
In der Hoffnung, dass in der Diskussion um unser Bildungssystem endlich auch mal die Frage nach der tatsächlichen Situation der Schüler gestellt wird.

2 Kommentare:

  1. Wünsche viel Erfolg mit dem Blog!
    Liebe Grüße ins Ländle von einem (hoffentlich fähigeren!) Lateinlehrer :-)

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